Thomas:
Die Mengstraße 4, eine bedeutende Adresse. Von 1842 bis 1890 war dies das Haus von Thomas Manns Großeltern, Elisabeth und Johann Siegmund Mann der Jüngere. Thomas und sein Bruder Heinrich Mann haben hier selbst nie gelebt, waren aber oft zu Besuch. Das Haus stand für sie für die Familie. Auch, wenn es von außen gar nicht danach aussieht: Im zweiten Weltkrieg wurde es fast völlig vollständig zerstört. Nur der Gewölbekeller und die Fassade sind erhalten geblieben. Alles hinter der Fassade hat Thomas Mann nie gesehen...
Dieses Haus hat Thomas Mann durch seinen Roman berühmt gemacht. Hier lebten wir, die Buddenbrooks, bis zum Tod unserer Mutter. Ja, es stimmt, es ist ein wahrlich prächtiges Haus, doch wozu hätten wir es behalten sollen? Verschwendung… Totes Kapital!! Hermann Hagenström hatte großes Interesse daran, und letztlich sprach doch nichts dagegen?! Ein logischer Schluss… Auch wenn Tony sich zunächst dem Ganzen widersetzte… und es ließ sich auch kaum anders machen. Wir hätten das Haus und das Grundstück nicht halten können.
Tony:
Schaut es euch an! Unser Haus…das BUDDENBROOKHAUS…! Mit dem alten Schriftzug über der Tür... Er bedeutet: „Der Herr wird vorsorgen“. Darunter war lange Zeit unser Name zu lesen. Mein Großvater hatte dieses prachtvolle Anwesen den Ratenkamps abgekauft. Die hatten sich damals völlig heruntergewirtschaftet… Nie hätte ich geglaubt, dass wir selber eines Tages verkaufen müssen! Ausgerechnet an die Hagenströms, unsere größten Konkurrenten! Das die nun in unserem Haus wohnen – fürchterlich…
In Thomas Manns Roman „Buddenbrooks“ ist diese Zeit so beschrieben: „Frau Permaneder (das bin ich, Tony) hatte ihrem Bruder Thomas gegenüber wiederholt eidlich beteuert, daß fortan keine Macht der Erde sie werde bewegen können, ihr Elternhaus auch nur mit einem Blicke wieder zu sehen. Allein, es war unmöglich, dies innezuhalten, und hie und da führte ihr Weg sie notwendig an den rasch aufs Vorteilhafteste vermieteten Läden und Schaufenstern des Rückgebäudes oder der ehrwürdigen Giebelfaçade andererseits vorüber, wo nun unter dem ‚Dominus providebit‘ der Name Konsul Hermann Hagenströms zu lesen war. Dann aber begann Frau Permaneder-Buddenbrook auf offener Straße und angesichts noch so vieler Menschen einfach laut zu weinen. Sie legte den Kopf zurück, ähnlich einem Vogel, der zu singen anhebt, drückte das Schnupftuch gegen die Augen und stieß wiederholt einen Wehelaut hervor, dessen Ausdruck aus Protest und Klage gemischt war, worauf sie, ohne sich um irgend einen Vorübergehenden noch um die Mahnungen ihrer Tochter zu bekümmern, sich ihren Thränen überließ.“
Christian:
Die Mengstraße Nummer vier. Hier hat meine Familie ja schon seit Generationen gewohnt. Da steckt wirklich eine ganze Menge Geschichte drin. Unheimliches auch… Mir ist es schon passiert, dass ich, wenn ich in der Dämmerung in mein Zimmergekommen bin, auf dem Sofa einen Mann habe sitzen sehen, der mir zunickte und dabei ja eigentlich gar nicht vorhanden war!
Ich glaube, selbst wenn wir ausgezogen sind, wird es das Buddenbrookhaus genannt werden; wir sind eben eine ganz besondere Familie. Weißt du, wer hier alles gewohnt hat? Das kann sich doch kein Mensch merken…
Buddenbrookhaus
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