Thomas:
Wie gefällt dir unser Rathaus? Es ist unserer bedeutenden Hansestadt würdig, nicht wahr? Seit Jahrhunderten ist es der Sitz des Bürgermeisters und der Versammlungsort der Bürgerschaft, also des Stadtrates. Hier werden alle wichtigen Entscheidungen getroffen, die die Stadt betreffen. Unsere Familie hat die Geschicke der Stadt kräftig mitbestimmt! Daran war ich nicht ganz unbeteiligt, das darf man doch ruhig mal erwähnen?
Tony:
Thomas, Tommy… Nie werde ich diesen besonderen Moment vergessen! Deine Wahl zum Senator, hier im Rathaus! Zu einem der wichtigsten Männer der Stadt! Dein Sieg über unseren Konkurrenten Hagenström! Wie habe ich gebangt, unerkannt in der Menge! Im Roman steht das so: „Die Dame im Schleier (das bin ich, Tonny!) traut ihren Augen nicht. Aber rings um sie her sieht man es gleich ihr. Die Leute schieben sich in eben derselben Richtung den Ratsdienern nach, sie sagen einander: ‚Nee, nee, Buddenbrook! nich Hagenström!‘ ...und schon kommen in angeregten Gesprächen allerlei Herren aus dem Portale, biegen um und gehen geschwinden Schrittes die Breitestraße hinunter, um die ersten bei der Gratulation zu sein.
Da nimmt die Dame ihren Abendmantel zusammen und läuft davon. Sie läuft, wie eine Dame sonst eigentlich nicht läuft. Ihr Schleier verschiebt sich und läßt ihr erhitztes Gesicht sehen; aber das ist gleichgültig. Und obgleich einer ihrer pelzbesetzten Überschuhe in dem wässerigen Schnee beständig ausschlappt und sie in der boshaftesten Weise behindert, überholt sie alle Welt. Sie erreicht zuerst das Eckhaus an der Bäckergrube, sie schellt am Windfang Feuer und Mordio, sie ruft dem öffnenden Mädchen zu: ‚Sie kommen, Kathrin, sie kommen!‘ sie nimmt die Treppe, stürmt droben ins Wohnzimmer, woselbst ihr Bruder, der wahrhaftig ein bißchen bleich ist, die Zeitung beiseite legt und ihr eine etwas abwehrende Handbewegung entgegen macht ... sie umarmt ihn und wiederholt: ‚Sie kommen, Tom, sie kommen! Du bist es, und Hermann Hagenström ist durchgefallen!‘“
Christian:
Gratulation Thomas, du bist wirklich der bessere Kandidat gewesen im Vergleich zu diesem Hagenström. Aber es muss doch wirklich langweilig zu sein, den lieben langen Tag mit Politikern im Rathaus zu arbeiten. Da geh ich lieber in den Klub. Dieser Klub, dem vorwiegend unverheiratete Kaufleute angehören, besitzt im ersten Stock eines Weinrestaurants ein paar comfortable Lokalitäten, wo man seine Mahlzeiten einnimmt und sich zu zwanglosen und oft nicht ganz harmlosen Unterhaltungen zusammenfand: es gibt auch ein Roulette. Haha, sogar Polizeisenator Cremer war immer hier – und „der erste Mann an der Spritze“. Tja, auch solche Senatoren gab es damals…
Rathaus
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